NORMALVERBRAUCHER

Das Leben ist so

Von Bargeld und Schokoriesen

Ich will Bargeld einzahlen. Für den Verein. Bei einer Sparkasse.

Als ich das das letzte Mal tat (bargeldeinzahlen, nur für mich kleinen Menschen), saß da noch ein Bankenmensch hinter seiner Scheibe, ich schüttete mein Klimpergeld auf den Tresen, wartete die hochgezogene Augenbraue und 5 Minuten händisches Zählen ab und bekam einen Zettel mit der Summe, den ich zu unterschreiben hatte.

Ob dieser Erfahrungen gewappnet, betrat ich mit Kugelschreiber und Geldbombe die Schalterhalle der Sparkasse. Ah. Guter Zeitpunkt. Nur ein Kunde im gefühlt 30.000 Kubikmeter umbauten Raum, 5 herumlümmelende SPK-Angestellte, jedes Pult vulgo Schalter frei.

"Guten Tag. Ich wollte gern ein Bareinzahlung tätigen."

"Ja, schönen guten Tag, dann müssten Sie bitte an den Kassenschalter." Ein Fingerzeig auf meine klappernde Geldbombe. "Wenn Sie darin Kleingeld haben, müssen Sie vorher an unseren Kleingeldzählautomaten."

"Kleingeld ... ? Sie werden verstehen, ich tu dies nicht so oft und Kleingelddingensautomat kenn ich nicht."

"Dann kommen Sie mal mit", sagte sie wissend, aber auch mit einem Hauch Überheblichkeit lächelnd, "ich zeig es Ihnen."

Ein paar Schritte weiter hinter einer Säule versteckt stand dann dieser Automat. Seinerseits lächelnd. Mit LED-Augen. "Außer Betrieb".

"Oh, das tut mir jetzt aber ... wo ist denn der Herr ... warten Sie bitte einen Moment ... da ist er ja ..."

Ich stand mit meinem Kleingeld vor diesem Kasten, der nicht arbeiten wollte und nahm das Geschehen wie durch Watte wahr. Das "Tschüß" der Angestellten, ihr Abtauchen in der Nebenwelt des Kassenbereiches, den Heiner-Brand-Verschnitt-Kassierer, welcher 2, 3mal hinter einem Tresen oder einer Wand verschwand und sich dann schlurfend zu mir und meinem unwilligen Stahlfreund begab.

"Aha, Sie haben also den Automaten hier zum Lahmen gebracht? Hehehehe."

"Guten Tag. Nein, nicht das ich wüsste. Er wollte mich schon nicht bedienen." Hehehehe. Ihm leise lachend seine Rotzbremse abrasierend harrte ich meiner Dinge.

"Na, da hat wohl wieder jemand die Rolle nicht gewechselt. Sie müssen wissen, wenn hier die Rolle aus ist, ist aus."

Nicht dass ich das wirklich wüssen müsste, nickte ich ergeben.

"Ja ja, die Kollegen. Keine Ahnung von Technik und dann immer nach Herrn, wie heißen Sie, Müller, ja richtig, nach Herrn Müller schreien. Schrecklich, oder Herr Müller?"

"Was glauben Sie?", sagte Herr Müller, aber ich wollte den jetzt folgenden Sermon über die Unfähigkeit der restlichen Belegschaft nicht hören, also unterbrach ich ihn:

"Wie läuft das jetzt eigentlich mit dem Ding hier ... wenns denn läuft?"

"Also. Sie schütten Ihr Kleingeld hier in die Schütte, aber Vorsicht, nicht zuviel, also nur so die Hälfte ..."

"Soll ich jetzt noch etwas herausnehmen?"

"... nein, das geht schon, aber wenn Sie mal mehr haben, dann nur die Hälfte. Also hier rein, dann hoch, klappern lassen, hehehe, und dann unten schauen, ob noch welche nicht erkannt worden sind. Die dann wieder raus und rein und hoch und klappern lassen und das so lange, bis alles weg ist. Dann auf diesen Knopf, der erstellt dann eine Quittung und mit der kommen Sie dann zu mir an den Kassenschalter. Hehehe."

Herr Müller war so freundlich, mich durch den Raus-Rein-Klappernlassen-Prozess bis zum Ende zu begleiten und schlich dann diskret wie ein eidgenössischer Banker von dannen.

Ich nahm meinen Zettel mit der Bestätigung meines Tausches aus dem Automatenfach. Die nächste Anweisung steht darauf: "Bitte gehen Sie mit dieser Quittung zum rechten Bankschalter." Schön, es hat funktioniert.

Die revoluzzerische Überlegung, mich bei dem linken Bankschalter anzustellen beiseite wischend, ging ich dann doch zum rechten.

"Ah, da sind Sie ja wieder", sagte Herr Müller.

"Ja, da bin ich wieder. Ich hätte dann also hier diese Quittung, hehe, und hier noch Münzrollen und Scheine."

Herr Müller nahm meine Scheine, zählte sie, schrieb sich die Summe auf einen Block, sah sich die Münzrollen an, schrieb ihren Wert ebenfalls auf den Block, sah auf meine Bargeldquittung und schrieb die Zahl unter die anderen. Dann folgte die hohe Schule der Mathematik, "eins und sieben macht acht, fünf und sechs macht elf, eins im Sinn" und Herr Müller konnte mir meine Gesamtbargeldsumme nennen, die ich gerade eben auf ein Konto eingezahlt hatte!

Vor ein paar Tausend Jahren wäre das bestimmt ein Heureka! wert gewesen, aber dieser Gedanke konnte mein sprachloses Gefühl nur bedingt zum Reden bringen, denn eigentlich habe ich ja nur mit meiner Einzahlungsquittung die Bank verlassen.

Als Kunde habe ich die Arbeit derer getan, die dafür angestellt werden. Ich habe dieser Bank die Gewinnspanne erhöht, denn ich habe ihre Arbeit getan.

Und trotzdem tut mir Herr Müller leid. Die Eins-im-Sinn-Geschichte wird ebensowenig überleben wie die 4 anderen bis 18-Uhr-zu-bezahlenden, herumfläzenden Wichtigtuer.

Genauso wie es mir um meine Erinnerungen leid tut. Der kleine Junge, der sein Taschengeld der dicken Frau hinter der Scheibe zum Zählen und Einzahlen aufs Sparbuch auf die Theke rieseln lässt, den wird es in Zukunft ebenso wenig geben wie den, der sich den ersten Schoko-Riesen gleich hinter dem Glas in den Mund schiebt ...

16.01.2008. 00:47

Saintphalle on 22.01.2008. 16:11

Ach ja, die guten alten Zeiten... *seufz* Ich werde mich auch nie daran gewöhnen, dass ich bei meiner Bank keine Devisen mehr tauschen kann. Irgendwie fühlt sich das nicht richtig an - schon gar nicht, wenn ich an all die Arbeitslosen denke.

Und von wegen gute alte Zeit: Ich habe als Kind noch beim Milchmann eingekauft und beim Schlosser und Schuster (also, nicht bei so einem genormten Sohlenaufkleber, sondern bei einem echten Handwerker, der auch noch wirklich ganze Schuhe selbst machen konnte). Damals war das für mich selbstverständlich. Heute sind es nostalgische Erinnerungen, die mich gefühlte 135 Jahre alt sein lassen.

rosmarin on 09.04.2008. 01:41

ist ja hübsch.... dass ich seit monaten auf die schokoriesen starre.
was soll das? entweder man blogt oder nicht. oder man will angerufen werden von freunden, die wissen wollen, ob irgendwelche katastrophen geschehen sind.
*seuftz tief*
dann könnte man ja auch ne mail schreiben, von briefen gar nicht zu reden, oder selbst anrufe tätigen.
himmelarschundzwirn....schreib doch mal was
ps.... angerufen hab ich schon ein paar mal. ging nie jemand dran. und nein.... es war nicht elf uhr vormittags.

wrqfgimd on 07.05.2009. 04:26

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gcgkfay on 16.07.2009. 01:33

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tpmdyexv on 04.10.2009. 14:42

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lusafclkz on 14.10.2016. 22:03

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